In meiner Therapieausbildung hatte ich gelernt und erfahren, dass die Beziehung zwischen Therapeut und Klient (ebenso die Beziehung zwischen HeilpraktikerIn und PatientIn) wichtiger ist für den Erfolg des Heil- und Wachstumsprozesses als die besonderen Methoden, die die verschiedenen Heil-Ansätze verwenden, ebenso dass diese Beziehung bedeutsamer ist als die jeweilige Therapierichtung. Und ich hatte erfahren, dass es so etwas wie eine natürliche „organismische Selbstregulationstendenz" im Menschen gibt, die Selbst-Heilungskraft, die immer dann besonders schnell zum Zuge kommt, wenn ihr ein angemessenes Wachstumsumfeld zur Verfügung steht und dass dem Menschen ebenso eine natürliche Wachstumstendenz gegeben ist, der man wirklich zutiefst vertrauen kann. In meiner körperorientierten Focusing-Ausbildung kam durch Eugene Gendlin und seine Forschungen hinzu, dass fast noch wesentlicher als die äußere Beziehung, die innere Beziehung des Klienten/Patienten zu sich selbst ist – ob er einen Zugang zu seinem Innern hat und wie dieser beschaffen ist. Und ich erfuhr, dass es vor allem in uns etwas Ungeformtes, Vages, noch Unbekanntes und Unbenanntes, Unbewusstes, aber Fühl-Spürbares, Erfahrbares gibt, den Felt Sense, wie Gendlin es nannte, eine Art von tiefer Körperweisheit, aus der wir schöpfen und uns wandeln können und die uns im Leben und auch beim Heilen führen kann. Und dass man lernen kann, diese natürliche Fähigkeit und Führung wiederzuerlangen! Dieses tiefste Innere, unser tiefstes Wesen, sehe ich heute als etwas Spirituelles an und vor allem als etwas, was weiser ist als unser rationaler Verstand und analysierender, bewertender Intellekt und aus dem Heilung, Schöpferkraft und Führung erfolgt, wenn man lernt und übt, sich damit bewusst zu verbinden!
Etwas in mir hat sich – nach der Lösung aus der kirchlich-konservativ geprägten katholischen Religion – wo sich vor allem mein „weibliches Ich“ nicht mehr wirklich zu Hause fühlen konnte – nach freieren Formen der Spiritualität und Rückgebundenheit ans „Ganze“, den „Urgrund“ gesehnt und dafür geöffnet. So begannen mich schamanische Traditionen, frühe Formen weiblicher Spiritualität, keltische Natur-Weisheit und später der Buddhismus, Advaita und der Taoismus zu interessieren. Dass mich immer schon die weiblich-spirituelle Dimension beim Heilen bewegt und fasziniert hat, mag vielleicht auch von einer Heilerfahrung als kleines zweijähriges Mädchen herrühren. Damals besuchte meine Mutter täglich im Anschluss an ihre Krankenhausbesuche die schwarze Madonna in der Kupfergasse in Köln und betete dort um Heilung für mich. Ich wurde wieder gesund. Vielleicht hat mich dieses mütterliche Vertrauen in die Schwarze Madonna, in dieses „weibliche Heilumfeld“, von dem mir später öfter erzählt wurde, unbewusst angetrieben, zu fragen, zu suchen und zu finden und dem „weiblichen Prinzip“, dem Großen YIN, wie ich es auch gerne nenne, in der Welt wieder zur Geltung zu verhelfen und diesem Roten Faden in meinem Leben treu zu bleiben.
Ich trete somit einerseits bewusst und gerne in die Fußstapfen der alten Heiler-Schamaninnen und möchte andererseits ihr Wissen und ihre Lebensweisheit erweitern um das, was wir heute über das Sein und Leben und Heilen, das Spirituelle und das Weibliche wissen und um das, was ich ganz persönlich in meinem Leben und Heilprozess erfahren durfte! |